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Freitag, 18. Dezember 2015

Wenn der Himmel weint...

Zitat von Ada:
Im Mai 2015: "Ich möchte nicht, dass Vianne stirbt. Warum muss das überhaupt sein? Ich stelle mir das so vor, dass man dann im Himmel ist, ganz hoch oben, und man von oben auf die Wolken blickt."

Rückblick: 24. Juli 2015 - tief in der Nacht
Wir holen Jesse und Luke hinzu. Beide Jungs sollen Abschied nehmen dürfen. Mitten in der Nacht. Es ist ein Bauchgefühl. Ganz behutsam fragen wir sie, ob sie Vianne noch einmal sehen möchten. Sie nicken. Jesse berührt sofort Viannes kleinen Körper, Luke ist zurückhaltender. Ich weiß noch nicht einmal mehr, ob sie geweint haben. Ich glaube schon. Später schlafen beide gemeinsam in Jesses Zimmer. Es ist so gut, dass sie sich haben, sich gegenseitig halten können.  Luke hatten wir zuvor mitten in der Nacht bei seinem Freund abgeholt. Er war seit dem Nachmittag zum Spielen dort und sollte anschließend bei ihm übernachten. Doch jetzt ist es wichtig, dass er nach Hause kommt. Ada war mit ihrem Kindergartenfreund nachmittags im Zoo. Ich bin so froh, dass die Kinder abgelenkt waren und die letzten schweren Stunden nicht hautnah miterlebt haben. Micha und ich beschließen, dass wir Ada nicht mitten in der Nacht wecken. Wir wollen uns noch bis zum Morgengrauen ganz ruhig von Vianne verabschieden können. Wir holen Ada am nächsten Morgen hinzu - zeitig - weil sich Viannes Körper bereits langsam verändert. Ich bin erschrocken, wie schnell es passiert. Ada weint. Sie bedeckt Viannes fahles Gesicht mit unzähligen Küsschen, ganz behutsam, ganz sanft, ganz vertraut. Sie hat ihr aus dem Zoo ein Kuscheltier mitgebracht: einen kleinen Plüschtiger, der nun in Viannes Armen ruht. Er liegt neben "Hoppel", Viannes Lieblingshasen, der sie überall hin begleitet hat: zur Bestrahlung, ins MRT-Gerät, zu den OPs, in den Urlaub... "Hoppel" wird für immer bei Vianne bleiben. Im Vorfeld hatte sich Ada gewünscht, dass sie ein Amulett mit einem Foto von Vianne darin und Vianne ein entsprechendes Amulett mit Adas Foto darin bekommt. Was für eine wunderschöne Idee. Wir legen Vianne ihr Amulett nun behutsam um.
Das Kinderpflegeteam hatte uns im Vorfeld mit auf den Weg gegeben, dass wir nach Viannes Tod noch ganz viel Zeit mit ihr hätten, wenn wir das wünschen. "Es muss keine Hektik ausbrechen", erklärte Bianca., die sich in den letzten Wochen so liebevoll um Vianne gekümmert hat. Vianne mochte sie sehr. Und ich bin ihr dankbar, dass sie das Thema angesprochen hat. Ich hatte mir im Vorfeld auch schon Gedanken darüber gemacht, habe aber nicht gewusst, wie ich das Unaussprechliche hätte ansprechen sollen. Nun gab es uns Sicherheit. Wir wussten, wir müssen am nächsten Morgen nur den Arzt vom Palliativteam informieren, der dann im Laufe des Tages vorbeikommt, um den Tod zu bestätigen. Insgesamt hätten wir maximal 72 Stunden Zeit. Aber die Nacht und der aufkommende Morgen haben uns zum Verabschieden gereicht.Ganz früh am Morgen gehe ich auf unsere Terrasse. Die Sonne scheint und der Himmel weint. Gleichzeitig. Es regnet. Wunderschöne Schleierwolken zieren den Himmel. Feenschleier. Für Vianne. Für meine kleine Fee. Gegen 11 Uhr kommt das Palliativteam mit dem Essener Onkologen vorbei. "Vianne, ich werde dich nun ein letztes Mal untersuchen", spricht Dr. T. unsere Tochter respektvoll an. Ich bin so froh, ihn - ein vertrautes und geschätztes Gesicht - hier zu sehen. Er stellt ihren Tod fest. Die Kinderpflege stellt anschließend den Kontakt zu einem Bestattungsunternehmen her. Ich hätte die Kraft nicht mehr gehabt. Um 15 Uhr wollen sie Viannes Körper abholen. Gemeinsam mit Ada suche ich Viannes Lieblings-Anziehsachen aus. Wir entscheiden uns gemseinsam für das rote "Erdbeerkleid", um das sich die beiden immer gestritten haben. Darunter ein Schmetterlings-T-Shirt, darüber ihre weiß-grau-getupfte Lieblingsstrickjacke. Keine Socken! Die mochte sie nicht. Ich ziehe meine kleine Tochter ein letztes Mal an. Ich muss es tun. Um ganz sicher zu sein, dasss kein Leben mehr in diesem kleinen Körper ist. Gemeinsam mit "Hoppel" legen wir sie in den kleinen weißen Sarg. Andi und Ralf sind seit dem frühen Morgen bei uns, geben uns Sicherheit, geben uns Halt. Adieu Vianne! Anschließend gehe ich Laufen. Weit...

1 Kommentar:

  1. ich möchte etwas schreiben, weiß aber nicht was.

    ich wünsche euch auf jeden fall besinnliche Weihnachtstage.

    lg aus berlin, jana

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