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Mittwoch, 23. Dezember 2015

Weihnachten, Erinnerungen, Wünsche

Echtzeit! 23. Dezember 2015

In wenigen Stunden, am 24. Dezember, ist es genau fünf Monate her, dass Vianne in meinen Armen gestorben ist. Fünf Monate, und die Schmerzwellen sind noch immer 30 Meter hoch. Die Weihnachtszeit ist hart: sie öffnet das Herz, das eh schon so verwundet ist. Das spüre ich nicht nur bei mir, sondern auch ganz intensiv bei Ada: sie hat heute Abend schrecklich um Vianne geweint, ihre tiefen Schluchzer ließen ihre kleine Brust regelrecht vibrieren, ihre Verzweiflung so sichtbar, so greifbar. Sie hat ihr Vianne-Amulett um ihr kleines Stoffpony geschlungen und es sich ganz nah an ihr Herz gelegt. "Mama, dass Pony erinnert mich an Vianne", sagt sie leise. Und dann: "Ich habe nur noch Pech! Ich werde nie wieder glücklich sein", kommt zwischen den Schniefern hervor. "Doch", schreit alles in mir, während auch mir die Tränen die Wangen hinunterrinnen. "Doch! Wirst du!" Du wirst ein langes, glückliches Leben führen, mein Schatz. Da ist sie wieder: meine Überzeugung, mein Trotz, mein Kampfgeist, mein Lebenshunger. Ich lasse mir das wohlig-warme Gefühl des Glücks nicht einfach nehmen, und erst recht nicht meiner kleinen Tochter. Wir werden uns da rauswühlen. Für Vianne. Für Jesse. Ich wische meine Tränen zur Seite, nehme Adas Köpfchen zwischen meine Hände, und spreche behutsam auf sie ein. Sie bringt ein zartes, zögerliches Lächeln hervor, noch etwas schief, noch etwas unbeholfen, aber immerhin ein Lächeln. Ich muss ihr versprechen, dass ich morgen, Heiligabend, nicht traurig sein werde. Ich werde es versuchen...
In wenigen Stunden, am 24. Dezember, ist es genau ein Jahr her, dass wir Weihnachten im Skiurlaub, im Stubaital gefeiert haben, gemeinsam mit Andi und Ralf, gemeinsam mit allen Kindern. Mit Jesse und Vianne. Wir haben den ganzen Tag auf der Piste verbracht, haben das "Kaiserwetter" genossen, sind unter strahlend-blauen Himmel die Berge hinuntergewedelt, gecarvt und haben tiefe Spuren im Pulverschnee hinterlassen. Ich wollte angeben und bin mit dem Snowboard gesprungen - unterhalb des Sessellifts, über eine Eiskante - und habe mich so dermaßen auf die Nase (oder eher gesagt auf den Hintern) gelegt, dass man den tiefen Abdruck im Schnee noch Tage später aus dem Lift sehen konnte. Mein Ego war nach dem hämischen Gelächter meiner Familie allerdings noch stärker beschädigt... ein paar Minuten lang zumindest. 



 


















































Ada und Vianne sind hinter Jakob, dem weltbesten Skilehrer, wie kleine Entchen hergefahren. Später auf der Hütte haben sich beide von ihm ihre müden Füßchen massieren lassen, während sie dabei genüsslich heißen Kakao schlürften. Ich bin mir nicht sicher, ob die Fußmassage im Skikurspreis mit drin war, aber meine kleinen "Schneeköniginnen" können ganz schön überzeugend charmant sein, wenn sie etwas wollen.... Am 24. Dezember vor einem Jahr haben Ada und Vianne "ihren" Ralf hinter dem Mini-Weihnachtsbaum in unserer Ferienwohnung aufgespürt, während er schwitzend versuchte, das krumme Bäumchen irgendwie im Christbaumständer festzumachen. Anschließend sind sie ausgelassen zu ganz untypischer Weihnachtsmusik durch die Küche getanzt und nach der Bescherung übermütig und verliebt auf Lizzy rumgeturnt, ihrem neuen Spiel-Reitpferd. Heute vor einem Jahr, als die Welt noch ein Stück weit mehr in Ordnung war, trotz der schlechten Prognose...
Dieses Jahr kann ich nicht über Weihnachten in den Skiurlaub fahren, kann mich (noch) nicht dem Schnee und den Bergen und den Pisten stellen, kann kaum meine Skier und mein Snowboard anschauen. Aber für das Frühjahr habe ich gerade eben den Skiurlaub mit lieben Freunden gebucht. Und dann werde ich, werden wir bereit sein, Spuren auf den frisch gespurten Pisten zu hinterlassen - für Vianne, für Jesse, die beide das Ski- bzw. Snowboardfahren so geliebt haben. Wir werden den Schnee aufwirbeln lassen, wir werden rasante Abfahrten wagen und über zahlreiche Buckel springen und diverse Stunts probieren (um Jesse und Viannchen "dort oben" zu beeindrucken, wobei ich sicher wieder auf dem Hosenboden landen werde). Und hin und wieder werde ich einfach die Abkürzung abseits der Piste nehmen und verbotenerweise durch den Wald fahren (das hat Jesse letztes Jahr gemacht und sich dafür eine mega-mächtige Standpauke von mir abgeholt. Für Vianne und Jesse werden wir alles auf den Brettern geben...für das Leben...für das Glücksgefühl...und letztendlich auch für uns! 
Frohe Weihnachten euch allen da draußen! 
 







1 Kommentar:

  1. Ich wünsch euch, dir nach diesem Jahr ein besinnliches Weihnachtsfest. Schöne Momente trotz nach diesem Jahr!
    Unglaublich wie du das meisterst, du dich den Herausforderungen stellst und das Licht im Tunnel erleuchtest!
    Liebe Grüße
    Mareike

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