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Sonntag, 25. Dezember 2016

Augenblicke

Echtzeit! 25. Dezember 2016

Viel zu lange habe ich nicht geschrieben - war mal wieder zu sehr im Alltagstrubel, habe mir zu wenig Achtsamkeit gegönnt und habe die Hektik und den Stress als willkommene Ablenkung genutzt, um mich nicht dem Vermissen - insbesondere in der Vorweihnachtszeit - stellen zu müssen. Schweren Herzens habe ich mir in der Woche vor Weihnachten freigenommen, um meine unzähligen Überstunden abzubauen. Mein Verstand sagte mir, dass es vernünftig sei, eine Auszeit vor den Festtagen zu nehmen, um einerseits die letzten Geschenke zu besorgen und die letzten Festvorbereitungen anzugehen und um mir andererseits 'mal wieder Raum für Verarbeitung nach den Wochen des Verdrängens zu geben.. An meinem letzten Arbeitstag habe ich auf der Rückfahrt Rotz und Wasser geheult, voller Sorge vor der Zeit der Stille und des Nachdenkens, in vollem Bewusstsein, dass die Konfrontation wieder sehr schmerzhaft sein wird. Gerade in dieser dunklen Jahreszeit und in der Weihnachtszeit ist es so schwer, sich nicht von den mannigfaltigen, wechselnden und zum Teil kontroversen Gefühlen überrollen zu lassen. Ich schwanke so sehr zwischen Liebe und Verzweiflung, dass mir schwindlig wird. Liebe gegenüber dem  Leben, Liebe gegenüber meiner Familie und tiefste Verzweiflung darüber, dass ich Vianne und auch Jesse nie wieder in den Armen halten kann. Manchmal trotzen wir der Verwzeiflung und machen lustige, skurile, lebendige Sachen, wie diesen Weihnachtsfilm, den wir - aus einer Laune heraus, improvisiert, ohne Sinn und Verstand, aber mit ganz viel Herz - aufgenommen und an unsere engsten Freunde verschickt haben. 
Die Woche vor Weihnachten habe ich so viele Tränen vergossen, habe aber dennoch nicht zur Verarbeitung und inneren Ruhe finden können, weil noch so viel lebensnahe Verpflichtungen - von der Steuererklärung bis hin zu Restarbeiten meines Jobs und Vorbereitungen für die nächste PSAPOH-Tagung - anstanden... und weil ich anscheinend nicht soweit war. Kopflos bin ich durch die Woche gehetzt, immer im inneren Konflikt und mit dem Wissen, dass ich mich endlich auf mich konzentrieren muss, um voranzukommen. 
Am Donnerstagabend haben mir  meine "Liebesperlen" (Anm.: nicht nur Tanzgruppe, sondern viel mehr: Freunde und Vertraute) etwas Leichtigkeit und Entlastung geschenkt: wir haben erst getanzt, dann den Weihnachtsbaum einer Freundin gemeinsam geschmückt und mit ihm um die Wette geglitzert, gelacht gealbert, gelebt. Den Heiligabend haben wir tagsüber mit lieben Freunden verbracht, haben gemeinsam auf einer Treckerfahrt mit anschließender Wanderung die Natur genossen, sind in die Matsche gesprungen, haben Abhänge und Baumstämme erklommen, eine wilde Strohschlacht veranstaltet und anschließend köstlich. geschlemmt. Danke Schoofi und Volker! Traditionsgemäß haben Luke, Ada, Micha und ich anschließend den Heiligabend unter uns verbracht - es war sehr schön, wir haben nach der Bescherung "Montagsmaler" und "Pantomime" gespielt. Und dann kam die Sehnsucht. Ich merkte, wie ich im Laufe des Abends immer gereizter wurde, wie die Stimmung kippte, voll unerfülltem Verlangen nach glücklicheren Tagen und  Augenblicken, voller Verlangen nach der kompletten Familie. Welches Geschenk, egal wie liebevoll ausgesucht, kann die eigentliche Sehnsucht stillen? Auch wenn ich so dankbar bin, Ada, Luke und Micha um mich zu haben, so fiel es mir gestern Abend doch unglaublich schwer, tiefes Glück zu empfinden. Nie wieder werden wir an die glücklichen Tage mit unseren vier Kindern heranreichen. Alles kam mir so unausgefüllt und leer vor. Ich habe Micha die fehlenden Fotoleinwände von Ada und Vianne geschenkt. Darauf sind nur ihre Augen zu erkennen. Vor Jahren habe ich ihm Jesses und Lukes "Augenblicke" geschenkt. Ich habe intensiv überlegt, ob ich uns alle nicht mit diesem Geschenk überfordere - und doch bin ich froh, mich dazu entschieden zu haben. Denn egal, ob wir Viannes "Augenblicke" sehen und voller Wehmut sind: ich will sie in unserem Leben wissen, sogar wenn es schmerzt... Jedenfalls sind nun alle vier beisammen....
"Augenblicke"

An Weihnachten 2015 habe ich nur bruchstückhafte Erinnerungen: ich glaube, wir waren froh, dass wir diese Tage - das erste Weihnachtsfest ohne Vianne und Jesse - irgendwie überlebt haben, noch halb im Schockzustand. Weihnachten 2014 haben wir ALLE im Stubaital verbracht - trotz Tumorlast ist Vianne die Hänge unter den wachsamen und behütenden Augen von Jakob, ihrem Skileherer,  hinuntergerauscht. Niemand hat ihr ihre schwere Erkrankung angesehen. Trotz des Wissens, dass sie ein Rezidiv hat, trotz der Sorge um das Kommende, waren wir glücklich - weil sie unter uns war - lebendig - und weil es ihr trotz allem gut ging. Weihnachten 2013: welch ein Freudenfest im Skiurlaub im Zillertal. Vianne hatte die über einjährige Therapiephase gut hinter sich gebracht - sie war tumorfrei und wir alle guter Hoffnung, dass wir diese hinterhältige, heimtückische Scheiß-Krankheit besiegt hatten. Wir sind Heiligabend mit Andi und Ralf ausgelassen durch unsere Ferienwohnung getanzt. Ich sehe Vianne gerade in diesen Tagen überall: im Garten, wie sie Matschepampesuppe kocht, tanzend in der Küche, wie sie mit Ada heimlich Plätzchen stibizt oder "Pferdchen" spielt, draußen auf der Straße vor unserem Haus, singend im Wohnzimmer ... 
Ich hatte nur einen Weihnachtswunsch - so surreal, so unrealistisch, so träumerisch. Die Enttäuschung ist trotzdem so groß. Wie gerne würde ich an Weihnachtswunder glauben. Aber es gibt keine Wunder... Es gibt nur Sehnsucht... solange bis mein Trotz und mein Kampfgeist wieder durchbrechen und ich voller Energie und Wut und Vertrauen das Leben wieder anpacke... 

Samstag, 5. November 2016

Eine Reise - vor und zurück - Teil II

Rückblick: Mallorca (Herbstferien 2016)

Ich war doch sehr erleichtert, dass wir bei Antoni an der Cala Anguila in diesem Jahr nicht exakt das gleiche Reihenhaus wie im Herbst 2014 bekommen hatten. Dieses Mal wohnten wir nicht am Ende der Reihe, sondern mittendrin. Mit äußerst gemischten Gefühlen betrat ich die Anlage. Beim Anblick des Pools musste ich schlucken und Viannes Schatten zur Seite wischen, weil sogar das Schemenhafte zu schmerzhaft war. Ich sah sie, wie sie in dem kleinen Schlauchboot fröhlich und ganz in ihrer kindlichen Welt versunken durch das Becken paddelte. Ich sah sie gemeinsam mit Ada auf der Liege auf der Terrasse kuscheln, ich sah sie mit Luke vor den bunten Blumen im Garten stehen, sah sie mit den allen über die Wiese toben... Es tat weh! Ich war froh, dass Andi und Ralf uns an die Cala Anguila begleiteten. Das war eine willkommene Neuerung. Vor zwei Jahren stießen sie erst in unserer letzten Ferienwoche in der Unterkunft in Caimari hinzu. 
Da das Ferienhaus noch gereinigt wurde - wir waren vor der vereinbarten Zeit angekommen - stellten wir lediglich unsere Koffer in die Zimmer, zogen uns unsere Badesachen an und testeten erst einmal den Pool. Das erfrischende klare Wasser, die wärmende Sonne, unsere lachenden Kinder und der Duft nach Meer (oder mehr) machten unsere angeschlagene Seele wieder leichter. Andi und Micha besorgten aus dem nahe gelegenen Minimarkt ein Begrüßungsgetränk und wir stießen gemeinsam auf einen schönen Urlaub an. Nach etlichen albernen Pool-Spielchen spazierten wir gemeinsam in unsere Badebucht. Auch das war kein leichter Gang. Hockte Vianne nicht gerade dort vorne in der Brandung und baute emsig eine Sandburg? Ihre dunkelblonden Löckchen lugten unter dem Sonnenhut verspielt hervor... Fläzte sich Jesse nicht faul dort drüben auf dem Strandtuch, seine knallgelbe Sonnenbrille lässig auf der Nase...? Wir waren zurück an dem Ort, an dem wir vor zwei Jahren eine gute Zeit mit all' unseren vier Kindern verbracht hatten. Nun standen wir hier lediglich zu viert, allerdings mit Andi und Ralf stützend an unserer Seite, und wir fielen nicht um. Ein guter Anfang! Eine starke Brandung begrüßte uns und spiegelt zugleich unser Innerstes wider. Während Ada noch etwas zweifelnd und zurückhaltend am Strand stand, stürzten sich Micha und Luke bereits in die hohen Wellen. Wieder zurück im Ferienhaus richteten wir uns erst einmal ein. Am Abend fuhren Andi und ich mit Luke und Ada in den großen Supermarkt außerhalb des Ortes, um uns für die nächsten Tage ausreichend mit großen und kleinen Leckereien einzudecken.
Die nächsten Tage verbrachten wir abwechselnd am Pool oder am Strand, bauten Drachen und Schildkröten aus Sand und kletterten über die Felsen. Doch meine innere Unruhe wuchs. Unbedingt wollte ich zu der Felsspitze oberhalb der Nachbarbucht, die wir vor zwei Jahren, kurz nach unserer Ankunft am frühen Morgen, mit Vianne und Jesse, Ada und Luke erklommen hatten. Da es Micha nicht so gut ging - er hatte sich den Magen verdorben - und Ada und Luke keine Lust auf eine Wanderung hatten, machte ich mich mit Andi und Ralf auf den Weg. Ich ließ meine Gedanken schweifen, mal voller Freude über die mich umgebende Natur, den Duft des wild wachsenden Rosmarins aufsaugend, mal voller Schwermut und Sehnen nach Vianne und Jesse. Am Abend zuvor, als wir alle gemütlich auf der Terrasse gesessen hatten, schaute sich Ada alte Fotos auf Andis Handy an. Plötzlich schallte uns ein sehr vertrautes und so lange vermisstes Kichern entgegen. Viannes Kichern. Ich schaute irritiert auf Andis Handy. In dem Video, dass Ada geöffnet hatte, saß Vianne zusammen mit Jesse auf unserem Küchenboden und sie spielten mit einem Luftballon. Ich konnte mich noch so genau an diesen Moment erinnern. Es war im Februar 2015, kurz nach unserer Rückkehr aus der Schweiz und der Essener Klinik. Jesse kümmerte sich rührend um Vianne und brachte sie andauernd zum Lachen. Ein solch starker Schmerz, ein solch starkes Verlangen nach den beiden durchflutete mich, dass ich dachte, mein Herz würde jeden Moment in Millionen kleinster Kristallsplitter zerspringen. Dieses Gefühlschaos begleitete mich auf der Wanderung entlang der Steilküste. Bei unserer Rückkehr ging es mir langsam wieder besser. Doch ich kam mir wie ein Schauspieler vor. Unsere Nachbarn erlebten uns größtenteils als ganz normale, fröhliche Familie mit zwei Kindern - was für ein Trugschluss. Wir waren weit entfernt von normal. Immer wieder musste ich daran denken, wie sie uns wohl betrachen würden, wenn sie von unserer Geschichte wüssten. In ganz fiesen, bitterbösen Momenten wollte ein Teil von mir diese Menschen schocken, wollte ihnen entgegenschleudern, dass nicht immer alles so ist, wie es scheint, dass das Leben mies und das Schicksal scheiße ist und das wir absolut kaputt sind. Natürlich ließ ich es bleiben. Zur Krönung zog am letzten Tag auch noch eine Familie mit fünfjährigen Zwillingsmädchen neben uns ein. "Zeit, die Zelte abzubrechen", dachte ich nur. Ja, manchmal fühlt man sich so dermaßen verarscht. Es war in diesem Moment schwer, meinen aufkommenden Neid und diese widerliche Missgunst, die ich dieser Familie ungerechtfertigter Weise gegenüber empfand, wieder in den Griff zu kriegen. 
Im Vorfeld hatten wir mit Ada und Luke vereinbart, dass wir auf der Insel eine einzige große Wanderung - nämlich durch den Torrent de Parreis - unternehmen werden. Uns erwartete eine anspruchsvolle, spannende und landschaftlich ausgefallene, sechsstündige Klettertour, die die Kinder mit Bravour und Mut souverän meisterten. Ich bin so stolz auf die Beiden. Die körperliche Anstrengung und die Konzentration, die diese Tour voraussetzte, erlösten uns für einige Stunden von unserem Schmerz, der an diesem Tag besonders präsent war, da Jesse Geburtstag hatte. In der Tiefe der Schlucht picknickten wir ausgiebig und alberten herum und wir lachten lauthals, als uns unser Echo zwischen den hohen Felswänden antwortete. Zum Leidwesen unserer Kinder sollte es nicht bei dieser einen Wanderung bleiben. Eine vierstündige Tour folgte wenige Tage später unfreiwillig an der Ostküste. Eigentlich wollten wir nur einen halbstündigen Fußweg vom Bergdorf zum Meer gehen. Unterwegs sahen wir jedoch den Einstieg zu einer wunderschönen, zweistündigen Küstentour, auf die ich nicht verzichten wollte. Unter größtem Protest folgten die Kinder schließlich. Zu unser aller Leidwesen verliefen wir uns leider so dermaßen, dass wir nach vier Stunden im Nirgendwo ankamen. Blöderweise hatte das einzige Restaurant, zu dem wir ein Taxi rufen wollten (wie gesagt im Nirgendwo), geschlossen. Na ja, wir trampten schließlich - das kannten wir ja schon zu genüge aus unserem Korfu-Urlaub. Ein sehr nettes dänisches Ehepaar fuhr uns liebenswerterweise zurück zu unserem in Deia geparkten Auto. Zur Entschädigung gingen wir anschließend mit den Kindern in eine hervorragende Tapas-Bar in Valdemossa und verspeisten eine doppelte Portion Spanferkel mit Trüffelpürree und weißen Schokoladenkäsekuchen mit Erdbeere.
Zudem habe ich es wieder geschafft, dass wir, ähnlich wie vor zwei Jahren, fast unseren Rückflug verpassten und musste somit erneut die Häme meiner Familie über mich ergehen lassen. Manches ändert sich wohl doch nie...













Eine Reise - vor und zurück

Echtzeit! 4. November 2016

Zitat Ada, 28. Oktober 2016: "Schade, dass wir nicht die Kraft haben, jemanden von den Toten zurückzuholen."

Zitat Ada, 31. Oktober 2016, abends beim Zubettbringen: "Mama, erzähle etwas über Vianne und mich - etwas Lustiges, was wir gemacht haben."

Zum vierten Mal waren wir nun auf Mallorca - und jedes Mal in einer anderen Konstellation. Es ist so skurril und unfassbar und schrecklich... Unsere erste Berührung fand 2009 statt. Luke war gerade einmal 11 Wochen, Jesse vier Jahre alt und Ada und Vianne noch nicht einmal in unseren Gedanken. 2012 kehrten wir auf die Insel zurück- mit Jesse, Luke und der dreijährigen Ada im Gepäck. Nur zwei Monate zuvor hatten wir Viannes Krebsdiagnose bekommen. Der Urlaub war schon gebucht. Also flog ich die erste Woche mit den Kindern auf die Insel, während Micha Vianne zur Chemotherapie ins Krankenhaus begleitete. Nach einer Woche tauschten wir und ich verbrachte eine innige Zeit mit Vianne in der Klinik, während Micha zu ihren Geschwistern flog. 2014 durften wir, überschattet vom zweiten Rezidiv, Wohlfühlzeit mit allen vier Kindern bei Antoni in der Cala Anguila und im Inland in der Finca in Caimari verbringen. Während der Chemotherapiezeit hatten wir Vianne versprochen, dass wir ihren verlorenen Urlaub nachholen, dass wir mit ihr auf jeden Fall noch nach Mallorca fliegen werden. Das konnten wir zum Glück verwirklichen. Ich halte gerade kurz inne und betrachte liebevoll und wehmütig Viannes Gesicht auf ihrem Buch. Das Coverfoto ist während dieses Mallorca-Aufenthaltes entstanden. Ich sehe die Szenerie noch ganz klar vor mir. Vianne sitzt am Tisch im Ferienhaus, mit Blick Richtung Bucht. Es ist früher Morgen. Sie futtert zwei Kekse, die auf einer kleinen weißen Untertasse verheißungsvoll vor ihr stehen und sie trinkt dabei einen warmen Kakao aus einer großen Tasse. Sie ist etwas genervt, weil ich schon wieder ein Foto von ihr machen möchte. Sie schaut mich halb trotzig mit diesem allzu weisen, wissenden Blick an. Ada ist noch nicht wach. Einer ihrer Brüder - ich weiß nicht mehr genau ob Luke oder Jesse - lümmelt sich gemütlich lesend auf dem Sofa im Hintergrund.
Herbstferien 2016: Luke und Ada sind dabei - Jesse und Vianne sind in unseren Herzen. Ihr Verlust wird uns immer wieder schmerzlich vor Augen geführt, bei ganz alltäglichen, banalen Dingen: Wir belegen nicht mehr eine ganze Sitzreihe im Flieger - von A bis F. (Auf dem Hinflug saßen wir dieses Mal übrigens getrennt. Ada und ich im vorderen Bereich, Luke und Micha in der letzten Reihe. Wir waren beim Einchecken  wieder zu spät dran und hatten sowieso nur den einfachsten Tarif ohne Sitzplatzreservierung gebucht. Richtig lustig wurde es, als Ada und ich uns Getränke und kleine Snacks im Flieger gönnten, mit dem Verweis an den Steward, dass die beiden "Typen auf der letzten Bank" zahlen würden. Ich hatte 'mal wieder kein Bargeld dabei.) Wir müssen nicht mehr einen großen Mietwagen mit sechs Sitzen oder aber zwei kleine Autos mieten. Eines genügt plötzlich. Es fühlt sich komisch an. Beim Gespräch mit den netten Ferienhausnachbarn gebe ich einen Restauranttipp ab und will gerade eben ansetzen, dass wir zu Jesses 15. Geburtstag dort einen genüsslichen Abend verbracht haben, als mir mitten im Satz, kurz bevor ich seinen Namen erwähne, mit Erschrecken klar wird, dass sie Jesse gar nicht kennen. so dass ich den Satz ganz schnell umformuliere, damit es nicht zu weiteren Nachfragen kommen kann: "Wer ist Jesse?" Haben Sie noch einen Sohn?" Ich will nicht irgendwelchen Leuten unsere Geschichte erzählen und dann ihre Betroffenheit mitansehen müssen. Ich will für sie einfach die ganz stinknormale Durchschnittsfamilie mit zwei Kindern sein - so richtig gruselig heileweltwerbemäßig: ein großer Bruder, eine kleine Schwester und die ach so unbeschwert glücklichen Eltern... Es fehlte nur noch das Zahnpastalächeln...
Unser diesjähriger Mallorca-Aufenthalt war nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch eine Reise in die Zukunft, zwar steinig und mit etlichen Stolperfallen versehen, die uns immer wieder ins Straucheln brachten, uns aber letztendlich nicht am Vorwärtskommen hindern konnten - sie verlangsamen es lediglich. Es war ein beschwerlicher, schmerzhafter Weg. Aber zumindest in die richtige Richtung, in Richtung Verarbeitung: Aufwärts. Irgendwie. Wenn auch schleppend. 
Seltsamerweise wurden wir bereits kurz nach der Landung in Palma von einer Leichtigkeit ergriffen, die wir uns nicht im Entferntesten erträumt hatten. Aber diese quierlige, lebendige Stadt belebte sogar unsere verletzten Seelen. 

Es war bereits später Abend, als wir an unserem Hostal eintrafen, das wir für eine Nacht, direkt im Herzen von Palma, nur zwei Kilometer von der Kathedrale entfernt, gebucht hatten. Wir schmissen kurz unsere kleinen Koffer - wir reisten nur mit  Handgepäck - ins Zimmer und begaben uns ins pulsierende Palma de Mallorca. Direkt um die Ecke fanden wir eine kleine Bar. Eine Gruppe junger Mallorquiner saß draußen an den Tischen. Sie palaverten und lachten. Wir ergatterten noch ein Plätzchen im Inneren und fühlten uns herrlich willkommen und irgendwie dazugehörig. Bis beinahe zwei Uhr in der Nacht saßen wir dort, aßen und tranken und scherzten mit Ada und Luke und dem Kellner. 
Obwohl wir zwei Zimmer in dem Hostal gebucht hatten, schliefen wir später alle gemeinsam in einem. Drei Betten genügten uns, und die Kinder (und auch wir) genossen die gegenseitige Nähe. Luke und Ada kuschelten sich wieder zusammen in ein Bett, wie schon auf Korfu. Am nächsten Morgen holten wir uns etliche Kaffees und Croissants aus "unserer" Bar und verspeisten die Snacks am Pool, in den Ada und ich später hineinhüpften. Im Laufe des Vormittags trafen Andi und Ralf ein, und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu unserem Ferienhaus an der Cala Anguila.
Fortsetzung folgt!

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Vom Suchen und (Emp)Finden

Echtzeit! 12. Oktober 2016

Zitat Ada (Wünsche an Vianne, abends, 11. Juni 2016): "Ich schenke dir einen Wimpernblick mit Rosenduft und Herzchen und Parmesan."

Übermorgen fliegen wir zurück nach Mallorca. Das ist gut, denn ich merke, wie meine Fluchtinstinkte wieder einsetzen: "Weg! Nur weg!" Und es ist schwer, denn Mallorca hat eine besondere Bedeutung. Wir werden wieder zu Antoni fahren, in unser Ferienhaus, in dem wir vor zwei Jahren, im Herbst 2014, mit Ada und Luke - und mit Vianne und Jesse - eine wunderschöne Woche verbracht haben. Vianne war kurz zuvor an der Metastase im Spinalkanal operiert worden, danach mussten wir Kraft tanken. Es zieht mich mit aller Macht dorthin. Es zieht uns alle magisch dahin. Sogar Luke und Ada. Das haben sie mir in einer ruhigen Minute gesagt. Wir suchen ihre Nähe an Orten, an denen wir gemeinsame Zeit verbracht haben. Wir werden andererseits alle leiden, weil Jesse und Vianne nicht mehr real dabei sein können. Wir werden sie suchen. Es wird weh tun - ich weiß es, gerade weil wir auf der Insel viele schöne Stunden verbracht haben, zwar schon angespannt und voller Sorge vor dem Kommenden, jedoch noch hoffend. Es wird unvorstellbare Sehnsüchte wecken. Auch das weiß ich. Es wird mich Vianne und Jesse nahe bringen. Wir werden sie finden! 
Ich sehe Vianne, wie sie auf dem Krokodil im Schwimmbecken reitet, wie sie mit Ada kichernd auf der Balkonliege herumalbert, wie ich mit ihr im Pool verzweifelt Schwimmübungen mache, weil es mir wichtig ist, dass sie sich über Wasser halten kann, obwohl mein Herz schon ahnt, dass sie nicht mehr schwimmen lernen muss... dass sie keine Zeit mehr haben wird, um schwimmen zu lernen.... Wie sehr ich sie getrieben habe, es doch zu versuchen, nur um mir nicht eingestehen zu müssen, dass sie sterben wird...bald. Ich sehe sie schon jetzt überall so deutlich - in den Felsen, im Kloster Lluc, in den schmalen Gassen von Palma vor dem Brautladen, in der Brandung, auf dem steinigen Pfad vom versteckten Strand....



Wir sehen uns auf Mallorca, Vianne. Versprochen! Und dann werde ich für dich und Jesse jede einzelne Facette, jeden Duft, jeden Windhauch, jede Wellenbewegung, jeden Sonnenstrahl, jedes Sandkorn unter den Füßen, jedes Salzkorn auf meiner Haut, jeden schroffen Felsen unter meinen Fingern spüren...

Liebe Vianne, heute war ich gemeinsam mit Luke, Ada und Freunden von uns im Schwerter Kletterwald klettern. Auch das ist etwas, was ich gerne noch mit dir gemacht hätte. Als wir letztes Jahr im April mit Uli, Simeon, Darius u. Loulu dort waren, hattest du fast das Mindestalter (6 Jahre) erreicht, um mitmachen zu dürfen. Wir hätten zwar flunkern müssen, aber das hätte ich für dich getan. Du hattest leider schon etwas wenig Kraft im rechten Arm und Bein und gerade die Bestrahlung des Rückens hinter dir, so dass ich mir unsicher war, ob du den Parcours schaffst. Du hast dich aber ohne Murren auf das Alternativprogramm auf dem angrenzenden Spielplatz eingelassen, während sich die anderen zwischen den Bäumen hangelten. 
Heute warst du dabei...

Am Montag haben Ada und ich mit deiner Lilli, ihrer Mama und ihren Geschwistern in Herne den Tag in einem Spielpark verbracht. Wir sind für dich Wasserbahn gefahren, haben dich mit in die Märchenbahn genommen, sind gemeinsam mit dir die Teppichrutsche hinuntergeflitzt... Lilli vermisst dich!
Du warst dabei!

Zitat Ada (im Frühjahr 2016) auf meine Frage hin, welche Begriffe ihr spontan in den Sinn kommen, wenn sie an Vianne denkt: "Gefühl - Traurigkeit - Herz - Liebe - Wirbelsturm" 
Sie ist einen Moment ganz nachdenklich und setzt schließlich nach: "Mama, Spaß und Liebe, Glück und Traurigkeit, das haben wir alles schon erfahren...."

Samstag, 24. September 2016

So tapfer

Echtzeit! 24.09.2016

Meine liebe kleine Vianne! Wie tapfer du gewesen bist... Es wird mir immer bewusster. Die vielen MRT-Termine, die du so mutig wach gemeistert hast - ohne Kinder-MRT - sondern in der "Röhre" für Große. Die  Bestrahlung, die du eingespannt in der engen Maske mit gerade einmal fünf Jahren ohne große Angst ertragen hast, oftmals mit einem Lächeln auf den Lippen und einer gehörigen Portion Charme und Humor, die das gesamte strahlentherapeutische Team begeistert hast. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich arbeite ja derzeit mit diesen kleinen Patienten... Ich glaube oftmals, du warst einfach schon zu weit für diese Welt... Ein Blick in deine Augen hat einem das Universum etwas näher gebracht... 
Du fehlst - jeden Tag. Es tut mir leid, dass ich die letzten Wochen nicht in der Lage war, über dich, an dich zu schreiben, aber der Schmerz um Jesse hat mir sämtliche Kraft geraubt. Es kommt zu schnell hintereinander... Vianne - Jesse - Jesse - Vianne... Ich komme emotional kaum noch hinterher. Für mich bist du schon so lange fort. Es ist schrecklich. Unser Leben - ein Leben ohne dich - geht einfach weiter. Unvorstellbar, aber wahr. Manchmal habe ich das Gefühl, das Leben mit dir hat in einem Paralleluniversum stattgefunden - und alles fühlt sich so unecht an. Vor anderthalb Jahren bist du noch durch eben dieses Wohnzimmer gehüpft, hast mit Ada in einem Zimmer geschlafen, hast mit mir geredet, dich an mich gekuschelt... und doch erscheint es mir Jahrzehnte weit entfernt - so sehr vermisse ich dich. Ich lebe weiter. Wir alle leben weiter. Aber wir alle sind transformiert. Auf eine für Außenstehende unvorstellbare Art und Weise. Die Welt fühlt sich für mich surreal an. Ein billiger Abklatsch dessen, was einmal war... Und doch lebe ich dieses Leben weiter. Aus Hochachtung vor dem Leben. Aus Hochachtung vor Luke und Ada. Aus Hochachtung vor unserer Familie und unseren Freunden... 
 

Samstag, 10. September 2016

Lebendigkeit!

Echtzeit! Samstag, 10. September 2016

Zitat Ada: "Vianne wollte einen eigenen Bauernhof haben, wenn sie groß ist."

Es ist abstrus. Manchmal fühle ich mich so lebendig, dass ich jeden Grashalm umarmen könnte. Letztens bin ich mit Tränen in den Augen in Richtung der Ruhrwiesen gegangen - zu viele traurige Gedanken, zu viel Schmerz, zu viel Sehnen, zu viel Verwirrung. Und dann kam Wind auf, böig und frisch fuhr er über mein Gesicht, durch meine Haare, so als ob mich Vianne kräftig schütteln wollte, wachrütteln wollte. Leb! Jetzt! Ganz intensiv! Die Traurigkeit verflog und machte einem anderen Gefühl Platz: Lebendigkeit. Ich stand mitten auf dem Weg, breitete meine Arme aus, hob mein Gesicht in den Wind. Der Wind wurde stärker. Ich schloss die Augen, drehte mich im Kreis und musste lauthals lachen, während mein Herz sich freistrampelte. Heute ist Vianne-Wetter....nur ohne Sonne. Ein wunderbarer Satz hallte durch meine Gedanken: "Ich liebe es, Mama, wenn der Wind durch meine Haare weht." Ich auch, Vianne, ich auch...
Auch heute morgen spürten wir Leichtigkeit. Ich habe meine Lieblingsmusik angeworfen, auf volle Lautstärke gedreht und habe im Takt mitwippend und lauthals trällernd den Frühstückstisch gedeckt. Bei "Je veux" konnte ich schließlich nicht mehr an mich halten und tanzte auf dem Wohnzimmerteppich ab. Irgendwann kam Micha dazu, dann Ada, und wir drei ließen es richtig krachen auf der "Tanzfläche". Luke lag peinlich berührt auf dem Sofa, was uns zu nur noch wilderen Verrenkungen anstachelte. Lebendigkeit....
Anschließend sind Ada und ich auf Lilli's Kindergeburtstag gefahren (Anm.: Viannes Freundin, die sie aus der Kinderklinik kennt und mit der Ada sich im Laufe der Zeit ebenfalls angefreundet hat).Die letzten zwei Jahre konnten wir nie zu Lillis Geburtstagsparty kommen, weil immer irgendwelche schlimmen Dinge passiert sind. Dementsprechend angespannt habe ich dem heutigen Tag entgegengefiebert. "Bitte bitte, lass nicht wieder etwas Schreckliches passieren", hämmerte es die letzten Tage ständig durch meinen Kopf. 2014 war Vianne  am Rückenmark operiert worden, 2015 war Jesses Unfall....2016 waren wir da. Erleichterung!
Am Freitag hatten Luke und Ada ihre letzte Yogastunde bei uns zuhause. Wie immer tat ihnen diese Auszeit gut. Es war eine ergreifende Erfahrung, sie gemeinsam  das Eingangsmantra sprechen zu hören. Was für eine schöne Atmosphäre. Sie sind nach der Stunde meistens ruhiger, geerdeter, näher bei sich. Danke Dirk! Sie hatten kleine Abschiedsgeschenke für ihren Yogalehrer vorbereitet. Ada und Vianne kannten ihn bereits aus ihrem letzten Kindergartenjahr. Er hatte dort für die Vorschulkinder einen Kinderyogakurs angeboten. Vianne - wenn sie denn teilnehmen konnte, was manchmal nicht möglich war, weil es ihr nicht gut ging - hat mir immer voller Begeisterung davon erzählt. Einmal wollte sie sogar unbedingt wegen der Yogastunde in den Kindergarten, obwohl sie sich früh morgens bereits wegen des Hirndrucks zuhause übergeben musste. Später hat sie mir dann auf unserem Küchenboden gezeigt, was sie gelernt hat. 
Ich brauche in den nächsten Tagen ganz viel Vianne-Wind... Morgen ist der 11. September... ich bin bei Jesse noch lange nicht soweit...noch lange nicht




Sonntag, 4. September 2016

Rar

Echtzeit! 4. September 2016

Ja! Ich mache mich rar derzeit. Ich möchte so viel und schaffe so wenig. Dabei ist der Wille da, auch wenn oftmals die Orientierung fehlt. Aber der Juli war schwer - und der September ist schwer. Ich muss mich erst ordnen. Zwischen meiner Arbeit, meinen Blogs, meinem Holländisch-lernen, meiner Familie bleibt manchmal nicht die Zeit für mich, die ich mir wünsche. Ich bin müder als vor einem Jahr... ich bin hoffnungsloser... Aber ich bin nach wie vor nicht bereit, diese Art der Müdigkeit, der Lähmung zu akzeptieren. Weder für mich  - weder für meine Familie - weder für euch. All ihr treuen Leser, ihr treuen Freunde, Nachbarn, Familie helft letztendlich,  nach vorne zu blicken. Ich bin immer wieder so sehr ergriffen, euer Mitgefühl zu spüren. Danke! Jeder Elternabend in der Schule, jede Erinnerung an das, was ich hatte, verlangt mir so viel ab - auch wenn ich es nicht immer zeige. Und gleichzeitig bin ich so stolz auf Luke und Ada, die aufrecht durchs Leben wandeln und noch immer Freude empfinden können. Dafür bin ich dankbar. Aber auch sie kämpfen. Luke hat Jesse so schmerzlich vermisst auf Korfu. Er hat es in diesen unspektakulären Satz verpackt: "Mir ist langweilig." Dahinter steckte: "Jesse fehlt mir so sehr! Ich habe niemanden, der mit mir von den Felsen ins Wasser springt!" Ich habe innerlich laut geschrien. Ada hat das erste Schuljahr hinter sich gebracht - ohne Vianne an ihrer Seite. Sie waren sonst nie getrennt. Ich ziehe meinen Hut vor meiner tapferen kleinen Tochter. Vor wenigen Tagen sagte sie auf einmal: "Es war schwer ohne Vianne!" Ganz nüchtern, ganz reflektierend. Aber sie hat es geschafft. Ich wünschte, ich wäre so stark. Ich spüre wie Neo in Matrix den Fehler im System - ohne ihn fassen zu können. Welche Pille würde ich wählen?? Wenn ich nur wüsste, dass es Vianne und Jesse gut geht... Ich hoffe es so sehr und ein Teil meines Herzens ist davon überzeugt, dass Liebe Raum und Zeit und Dimensionen überwindet - aber mein Kopf spielt den Miesepeter. Wie Luke trefflich sagte: "ich möchte Jesse nur noch ein einziges Mal sehen...!" Und Ada möchte so gern ihr Geheimversteck in Nachbars Garten mit Vianne aufsuchen..... Sehnen, Vermissen, Schmerz - all das ist so noch so oft übermächtig. Aber ich kämpfe: einen Tag mehr, einen Tag weniger. Das Schlimme ist, dass ich noch immer nicht wirklich realisiert habe, was geschehen ist... In manchen Situationen wird mir die Frage gestellt, wieviel Kinder wir haben. Bitte? Wie lautet die Antwort darauf, ohne den Fragenden komplett zu paralysieren. "Ja, wir hatten vier, aber zwei sind mittlerweile tot.." oder "wir haben zwei" - was weitere Fragen erspart, mich aber innerlich zerreißt. Im Anschluss an den Korfu-Trail habe ich mich fünf Tage mit den Kindern auf den Weilandthof von Uli zurückgezogen - und bin prompt krank geworden. Auch mein Körper spürt die letzten Jahre und nimmt sich zum Glück die Auszeit, die er braucht. Ich bin nach wie vor nicht bereit, nur noch düster in die Zukunft zu schauen und hoffe so sehr, dass in der Zukunft wieder ganz viel Freude und Leichtigkeit, Ausgelassenheit und Unbekümmertheit vorherrschen werden. Für Jesse! Für Vianne! Für mich! Für die Familie! Für das Leben


Samstag, 27. August 2016

Sammler

Freitag, 26. August 2016

Die Ferien sind vorbei...Der Korfu-Trail liegt hinter uns - eine echte Herausforderung im Hochsommer - körperlich wie mental eine anstrengende, schweißtreibende, aufwühlende, eine sich selbst fühlen und finden lassende und nachdenklich stimmende Reise... Wir hatten leichte beschwingte Momente (Luke: "ein weiblicher Kaktus heißt Kaktussi" und Ada: "Moussaka mous man essen - sagt doch schon der Name") . Wir hatten dunkle, erdrückende Zeiten. Wie oft habe ich mich gefragt, wie im Angesicht des türkisblauen Meeres, trutziger Felsformationen und kräftig bunt-blühender Blumen, wie neben all dieser Naturschönheit und Vielfalt so viel Schreckliches, Schlimmes, wahrhaft Herzzereißendes parallel existieren kann.Vianne und Jesse sollten ein Anrecht darauf haben, Eindrücke zu sammeln. Sie hatten nicht mehr die Möglichkeit, sich mit uns gemeinsam der Herausforderung" "Korfu-Trail" zu stellen. Sie konnten nicht diese elementaren körperlichen Anstrengungen spüren, durften nicht das befriedigende Gefühl des Ankommens nach einer beschwerlichen Wanderung auskosten, das erste prickelnde Getränk in geeisten Gläsern die Kehle runterrinnen lassen, das Salzwasser auf der Haut schmecken, interessante Menschen kennenlernen. Verdammt!!! Sie wurden betrogen um all diese herrlichen einfachen Wahrnehmungen. Wir nehmen jetzt für sie wahr. Wir sind Sammler geworden - Sammler von Sinneseindrücken -  für die beiden. Und Korfu hatte viel davon zu bieten...