Zitat Ada, abends, gegen 21. Uhr: "Ich will meine Vianne wiederhaben!" Sie schluchzt.
Rückblick: 27. Juli 2015
Rückblick: 27. Juli 2015
Ich halte mich über Wasser, indem ich Viannes Abschiedsfest plane. Die Einladungen müssen raus. Wer soll alles kommen? Über wen würde Vianne sich freuen? Die Bestatterin braucht die Adressliste. Welches Motiv, welcher Leitspruch soll die Einladung zieren? Ich versuche mich ganz tief in meine kleine entschwundene Tochter hineinzuversetzen, lasse Ideen reifen, was ihr gefallen hätte. Bunt, elfenhaft, fröhlich, frech, tiefsinnig, charmant sind die Attribute, die mir auf Anhieb einfallen. Ich entwerfe und verwerfe, Worte erscheinen und verschwinden - und dann steht er, der Text:
"Eine seichte Berührung von dir, zart wie ein Flügelschlag, ein Blick, ein Wort, ein Lächeln - und du hast die Menschen berührt, ganz tief in ihrem Innersten".
Einladung
Wir möchten gemeinsam mit
dir/ mit euch Vianne verabschieden und ein letztes farbenfrohes Fest feiern –
und zwar ganz in Viannes Sinne: bunt, lebendig, einfühlsam, schelmisch,
fröhlich.
Wir möchten Klein und Groß
Raum für Erinnerungen bieten, wir möchten die letzten sechs Jahre und drei
Monate Revue passieren lassen, die Vianne uns geschenkt hat, jedem auf seine Art
und Weise. Wir möchten noch einmal Vianne erleben – mit all ihren Facetten.
Vianne mochte keine dunklen
Räume, deshalb haben wir uns für ein Fest auf privatem Boden entschieden, auf
einem Hof von Freunden, inmitten der Natur, umgeben von Feldern, Blumen, Tieren,
Leben.
Wir
möchten euch bitten, den offiziellen Teil mit euren eigenen Erinnerungen an
Vianne zu füllen – traut euch bitte! Wenn ihr wollt, dürft ihr kleine Anekdoten
und Erlebnisse rund um Vianne erzählen. Es werden Lieder gespielt, die Vianne
gerne mochte. Ihr selbst dürft auf eurem eigenen Instrument ein Lied
vorspielen, das sie gerne gehört hätte.Es
steht ein kleiner „Reisekoffer“ bereit, in dem ihr ein Andenken hineinlegen
dürft, das ihr Vianne mit auf den Weg geben möchtet. Niemand
muss still und leise sein, denn so war Vianne auch nicht! Sie mochte kein Schwarz, deshalb kommt in lebensfrohen Farben.
Ich
habe ein Bild vor meinen Augen, eine ganz genaue Vorstellung, wie
Viannes Fest werden soll. Und von Minute zu Minute nimmt dieses Bild immer
klarere Konturen an. Wir brauchen leuchtende Kornblumen in Lila, Rot, Rosa, Weiß, bunte Luftballons, die einen Gruß mit sich in den Himmel tragen. Wir brauchen rosa-rote Zuckerguss-Küchlein, die laut von der Etagère rufen: "Iss mich!" Viannes Lieblingslieder sollen über den Hof klingen ... und Kinder sollen kommen, singen, tanzen und lachen und weinen, alle ihre kleinen und großen Freunde. Ein letztes Mal wollen wir alle Facetten von Vianne spüren - in all ihrer Lebendigkeit.
Am Abend ist Ada außer sich vor Sehnsucht: "Ich will meine Vianne wiederhaben!", weint sie. Ich kann sie nicht beruhigen - zu viel Traurigkeit, zu viel eigene Sehnsucht. Das Telefon klingelt: eine liebe Freundin, die nur ein paar Häuser entfernt wohnt, ist dran: Sie sagt nur einen Satz: "Schaut mal raus!" Ein wunderschöner Regenbogen wölbt sich über den Himmel. Adas Schluchzer werden weniger, bis sie nur noch leise schnieft: "Mama, der kommt von Vianne!" "Ja", antworte ich ergriffen und fahre ihr sanft durchs Haar. "Der kommt von Vianne!" Wir lächeln... Kurz darauf schläft Ada ganz ruhig ein.
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